Heiße deutsche Jungs

„Hot German Boys folgt Dir jetzt“ werde ich von Instagram informiert. Das finde ich erstaunlich, denn bisher poste ich nichts, was heiße deutsche Jungs interessieren könnte.
Ich schaue mir mal die heißen deutschen Jungs an…
Tja… „heiß“  bedeutet in diesem Falle vor allem „wahnsinnig trainiert“. Ich sehe Muskeln wie aus Marmor gemeißelt, winzige Höschen in denen höchstens ein Mikropenis Platz hat und distanziert-gelangweilte Gesichtsausdrücke…

Man verstehe mich bitte nicht falsch: ich mag es, wenn Menschen auf sich achten!
Hängebrüste und Bierbauch finde ich bei Männern jeglichen Alters unattraktiv.
„Es wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger, den Körper straff und jugendlich zu erhalten – und hey, warum lassen wir die Straffheit und Jugendlichkeit nicht der straffen Jugend?“
Immer wieder ertappe ich mich bei diesem Gedanken – dann siegt die Vernunft und der Wunsch auch zukünftig Kleidung in Größe 40-42 kaufen zu können…
Trotzdem lösen durchtrainierte Männer bei mir Minderwertigkeitskomplexe aus – schon immer (auch als ich noch Kleidergröße 36-38 trug).
Eine Freundin versicherte mir glaubhaft, daß gerade die ganz harten Jungs mehr auf wiesagtGuidoKretschmersoschön? „große Mädchen“ stehen und mancher sich seine dünne Freundin oft nur für ihr öffentliches Bild zulegt, während er heimlich „große Mädchen“ datet… Stelle ich mir vor, einen austrainierten Mann an meiner Seite zu haben, sehe ich sofort „Stan Laurel und Oliver Hardy“ vor meinem inneren Auge … wobei ich eher Oliver Hardy bin.

Dennoch lasse ich mich – schließlich bin ich Schauspielerin  – mal auf das Gedankenexperiment ein: wie wäre so eine Beziehung mit einem HGB?

Ich erwache morgens und höre Schnaufen und Stöhnen, taste im Bett auf die andere Seite, will murmeln „Fang nicht ohne mich an..!“ und stelle erstaunt fest: das Bett ist leer!
HGB stöhnt und schnauft schon über seinem ersten Workout, das er konzentriert ausführt. Dank seiner kabellosen Sport-Kopfhörer ist er in seiner eigenen Welt und bemerkt nicht, wie ich an ihm vorbeitappse in die Küche.
Kaffee koche ich nur für mich, HGB trinkt keinen… während ich mein Frühstück mache, kommt er in die Küche, eine Wolke von Duschgel, Deo und Shampoo verströmend – Endorphine Adieu! – und schüttelt sich seinen Proteinshake, den er in der Küche stehend hinunterstürzt um sich mit einem „Ich geh Laufen!“ und einem auf die Wange gehauchten Kuss zu verabschieden.
Ich frühstücke also alleine.

Ein Training, zwei Shakes, einen Salat (er) und eine Portion Gulasch (ich) später sind wir abends auf einem schicken Event – HGB hat das Bad drei Mal so lange belegt, wie ich, da der ganze Traumkörper ja rasiert und gepflegt sein will.
Leider sieht man nichts davon, wenn HGB angezogen ist.
Sein Adonis-Körper wirkt im Anzug eher massig. Es ist auch schwierig passende Anzüge für ihn zu finden: wegen seiner wahnsinnig breiten Schultern und seiner irre schmalen Taille hat er unterschiedliche Konfektionsgrößen. 
Einkaufen mit ihm ist langwierig und langweilig.
Die Blicke der anwesenden Damen variieren zwischen Neid und Mitleid – je nachdem, ob sie HGB gedanklich entkleiden oder nicht. Ich höre sie förmlich „Bestimmt ist sie reich. Warum sollte er sonst bei SO einer bleiben?“ denken.
HGB unterhält sich mit dem Kellner über Sport und sie tauschen ihre Erfahrungen über Trainingserfolge aus – später erwische ich die beiden, wild knutschend in der Garderobe.

Gott sei Dank, den Langeweiler bin ich los!

Nein, „Hot German Boys“ frustrieren mich. Ich weiß nicht, auf Grund welcher Parameter sie mir folgen?
Ich aboniere lieber weiter schönen Photos von Landschaft und Objekten und staune bei foodyfetisch darüber, wieviel Zucker und/oder Fett man in einem einzigen Gericht verarbeiten kann.