Charleston

Ich wollte nie in die USA – außer vielleicht nach New Orleans, wegen der Stücke von Tennessee Williams und um die Athmosphäre dort zu spüren, die er so eindringlich beschreibt.

Wahrscheinlich bin ich einer von nur 10 Deutschen, die „Vom Winde verweht“ auch als Buch gelesen haben. Damals war ich 18 und viel ist mir nicht mehr erinnerlich, außer den endlosen Schlacht-Beschreibungen in deren Mittelpunkt Charleston steht. Es mag daran liegen, daß ich eine pulsierende Metropole erwarte?

Charleston ist anders, zumindest der kleine Teil, den ich davon sehe. Es macht den Eindruck einer, gemütlichen und sehr reichen kleinen Stadt mit wunderschönen Villen bei denen so manche Terrasse größer ist, als eine gewöhnliche deutsche Einzimmerwohnung. Dies sind nur die kleinen Häuser, die großen Plantagen befinden sich außerhalb. Eine freundliche Amerikanerin erklärt uns, dies seien die Villen Zuckerrohr- und anderer Plantagenbesitzer „Cotton is more bossy.“

Wir frühstücken in „Joe‘s Diner“. Der Laden ist klein und auf Grund seiner Nähe zur Universität immer gut gefüllt. Zwischen den Tischen wuseln mindestens 4 Kellnerinnen umher, was für einen Laden dieser Größe viel Personal und der neuerliche Beweis ist, daß Arbeit in den USA nichts kostet.
Auf den Tischen karierte Tischdecken mit Löchern, davor durchgesessene Lederbänke, am Tresen sitzend, kann man dem Koch auf die Finger gucken, wie er Speck und Eier brät, die Buttermilchwaffeln macht oder Sandwiches belegt.
Die Kellnerinnen bieten automatisch „Refill“ mit dem für die USA so typischen dünnen Kaffee an.
Es ist eine Szene, wie aus einem Film, aber ich sitze mitten drin.