Gedanken zur aktuellen Lektüre

Multiple Persönlichkeiten werden in den letzten Jahren häufig und gerne bemüht: wenn eine Geschichte nicht funktioniert – ätsch! – der Täter hat ne multiple Persönlichkeit und damit wird dann alles erklärt.

Zu Beginn waren die Kay-Scarpetta-Romane von Patricia Cornwell eine echte Entdeckung und ich habe sie wirklich gerne gelesen, habe verziehen, daß ich mich 3 Bücher mit dem selben Psychopathen beschäftigen musste, habe freudig entdeckt, daß ich ihre Bücher auch sehr gut auf englisch lesen kann, habe mich nochmal 2 Bücher wieder mit dem gleichen Psychopathen beschäftigt und über Bentons letzte Worte geheult und dann… tatsächlich geschah etwas, das ich kaum für möglich gehalten hätte: sie riß das Ruder  herum und es wurde für 2 Bücher noch mal spannend.

Jetzt lese ich das neueste Buch aus der Kay Scarpetta Reihe „Defekt“ („Predator“) und werde das Gefühl nicht los, daß Frau Cornwell in Wirklichkeit keine Lust mehr auf ihre Figuren und deren Geschichten hat – kann gut sein, daß ich demnächst keine Lust mehr auf Frau Cornwells Bücher habe!

Übrigens ist der Einzige, der bisher gut über multiple Persönlichkeiten geschrieben hat Matt Ruff.

Bekloppte Dialoge!

So ein freier Sonntagnachmittag bringt ja auch das zweifelhafte Vergnügen mit sich, dem Fernsehprogramm folgen zu können. Da darf man sich dann so brilliante Dialoge, wie den Folgenden anhören:

Laura: (am Telephon) „Mitch? Mitch?“

Mitch: (am Telephon) „Laura?“

Laura: „Mitch, wo bist Du?“

Mitch: „Laura, das spielt keine Rolle.“

Laura: „Mitch, ich bin hier!“

Mitch: „Laura, hör mir zu.“

Laura: „Mitch, ich bin hier.“

Mitch: „Du bist hier?“

Laura: „Ja, Mitch. Ich bin hier.“

Mitch: „Was willst Du damit sagen?“

Laura: „Ich bin hier Mitch!“

Zum Glück war das die letzte Folge der Serie „Surface“!

Genug ist genug!

Ich habe keine Lust mehr,  jeden Morgen meinen Fahrradsattel abzutrocknen. Das gute Stück saugt sich bei Regen mit Wasser voll (bei intensiver Sonneneinstrahlung wird er auch extrem heiß!).

Ich habe keine Lust mehr, zwei Mal am Tag nasse Klamotten und Haare zu haben.

Ich finde es widerlich, daß meine neue Regenjacke die sinnvollste Anschaffung dieses Jahres sein soll!

Und  am schlimmsten finde ich das Gemecker über das Wetter!

Das mußte mal raus.

Werbung

Eben sah ich eine Werbung für ein Produkt gegen Herpes:

Eine Frau in ihrer Wohnung. Es klingelt: ein Mann. Sie läuft zur Tür und bemerkt dabei ein Herpesbläschen an ihrer Lippe…

Selbst bin ich nicht von Herpes betroffen, hörte aber von Leidtragenden, daß Herpes auch gerne mal durch großen Ekel hervorgerufen wird.
Mein Tip: wenn man sich so vor jemandem ekelt, daß man Herpes bekommt, sobald er klingelt:
spart Euch Anti-Herpes-Produkte!
Macht einfach die Tür nicht auf.

Fahrradfahren

Fahrradfahren in Hamburg ist anstrengend.

Autofahrer halten Blinken für uncool,
Fußgänger halten es für total uncool , sich umzusehen, bevor sie auf die Straße gehen oder gar einen Fahrradweg kreuzen und am allerschlimmsten sind leider die lieben Mit-Fahrradfahrer:

ein Richtungswechsel wird grundsätzlich nicht angezeigt (siehe Autofahrer),
man fährt auf der verkehrten Straßenseite und erwartet selbstverständlich, daß alle anderen ausweichen,
Nachts fährt man unbeleuchtet, möglichst schnell und auf der falschen Straßenseite.

Als ein Freund von mir neulich eine Mit-Fahrradfahrerin höflich ansprach und meinte, es sei doch für alle einfacher, wenn man sich mittels Zeichen verständigen würde, bekam er zur Antwort:
„Zeichen? Was denn für Zeichen?“
Wahrscheinlich wartet die junge Dame immer noch auf ein Zeichen, das ihr sagt, auf welche Zeichen sie achten soll!?
Es sei hiermit gesetzt!

Billigbienen aus dem Osten?

Ein ökologisches Gewissen muß man sich leisten können. Das ist bekannt.  Wenn mir das auch nicht immer möglich ist, so versuche ich doch wenigstens Produkte aus der Umgebung zu kaufen, auch wenn sie nicht KbA sind.
Heute erfuhr ich Interessantes dabei:

Ich wollte ein neues Glas Honig kaufen. Die Preise der im Regal befindlichen Sorten schwankten  zwischen 2,99 und 4,99.

Der erste Honig stammte aus: Brasilien. Das ist ja nun bekanntlich nicht um die Ecke und ich griff nach einem Glas „Wiesenhonig“.
Bei Wiesen, denke ich an die blühenden Landschaften, die uns einst so vollmundig versprochen wurden, also an Deutschland. Ein Blick auf die Rückseite belehrte mich eines Besseren: Herkunft Osteuropa.

Also nahm ich ein Glas“Waldhonig“ und dachte an die Tannenduftenden Wälder Süddeutschlands, durch die ich als Kind im Urlaub strich… Pustekuchen! Die Tannenduftenden Wälder dieser Sorte stehen in Argentinien.

Ich lies das Glas „Akazienhonig“ aus. Zwar rief meine aus Elbing stammende Gromutter häufig: „Das ist ja, um auf die Akazie zu klettern!“, wenn sie etwas sehr ärgerte, dennoch ist die Akazie ein Baum, der eher in südlichen Regionen wächst…

Zögerlich griff ich nach einem Glas „Lindenblütenhonig“. Wer weiß wo diese Linden blühen? Auf großen Lindenplantagen in Australien?
Nein.
Hier war er endlich: der Honig aus der Region Deutschland!
Deutlich teurer, als seine Kumpels aus Brasilien, Argentinien und Osteuropa.

Und ich frage mich: wie geht das? Wie kann ein Honig, der fast einmal um die Welt reisen muß, billiger sein, als einer, der – global gesehen – quasi vor meiner Haustür hergestellt wird?

Mein ökologisches Gewissen ist halbwegs beruhigt. In meinem Regal steht ein (kleines) Glas deutschen Lindenblütenhonigs. Aber die Vorstellung von unterbezahlt knechtenden Bienen in Osteuropa lässt mich nicht los…

Das Leben ist zu lang für kleine Schuhe

Keine Liebe in meinem Leben war jemals so aussichtslos und frustrierend, wie die zu schönen, schicken, modernen, witzigen und passenden Schuhen!

Schon im Alter von 12 Jahren hatte ich Schuhgröße 41. Die einzigen Schuhe, die damals an meinen recht schmalen Fuß passten, waren „College-Schuhe„. Zusammen mit meiner meinen neuen Jeans wurde ich so ohne es wirklich zu wollen zum „Popper„. Mit zunehmendem Modebewußtsein wurde die Beschaffung von passenden Schuhen immer schwieriger, zumal meine Füße sich entsschlossen bis Größe 42 weiterzuwachsen…

Jahrelang war das die absolute „Igitt-Größe“. In den Läden einer großen Schuhkette schämte man sich so sehr für die hässlichen Schuhe in Größe 42, daß man dort, geschützt vor den mitleidigen Blicken anderer Käufer, die 42er-Regale ins Lager stellte. Die Auswahl war verheerend!

Letzte Rettung: ein Über- und Untergrößeladen. Die solide bayerische Firma stellt hochwertige, langweilige und teure Schuhe her. Die Qualität der Schuhe ist wirklich außergewöhnlich – und dementsprechend auch leider der Preis. Falls man mal einen soliden, unauffälligen Schuh sucht, ist man dort gut beraten.
Als ich einmal eine Verkäuferin anflehte, mir wenigstens einen einzigen Schuh mit 5cm Absatz oder mehr zu zeigen, antwortete sie:
„Die meisten Kundinnen mögen keine hohen Schuhe – die Männer haben dann Probleme.“
Auf meinen Einwand, daß das ja nun ein Problem der Männer sei, wußte sie nichts zu erwidern.

Ich habe übrigens einige Frauen kennengelernt, die so groß sind, wie ich (1,75 m) oder größer – fast alle hatten kleine Füße! Und viele trugen ungeachtet ihrer Größe gerne hohe Schuhe…

Wer macht denn sowas?

Hamburg ist zwar nicht die regenreichste Stadt Deutschlands (das ist ist mit durchschnittlichen 2450l/m² im Jahr Balderschwang im Allgäu!), aber niemand würde bestreiten, daß es hier häufiger mal regnet. Und auch Schnee hat in unserer schönen Stadt die Eigenschaft nicht liegen zu bleiben, sondern sich schnell in eine matschig-feuchte Angelegenheit zu verwandeln.

Wie kommt man nun darauf, öffentliche Plätze mit genau so glatten Fliesen zu versehen, wie man sie nur in Bädern vorfindet?

Selbst bei leidlich trockenem Wetter eiert frau in Pumps schon ungeschickt über die Fliesen des Eingangs der U-Bahnstation „Feldstraße“, bei feuchter Witterung wird der Gang zur U-Bahn ein wahrhaft halsbrecherisches Unternehmen.
Anscheinend ist aber noch niemand schwerwiegend (oder teuer?) verunfallt, denn soeben wird auch der U-Bahnsteig des Bahnhofs „Sternschanze“ mit spiegelglatten Fliesen gepflastert.
Die Chancen, einfach vor eine U-Bahn zu rutschen, gleiten oder schliddern steigen somit um ein Vielfaches.

Sollte es der subversive Versuch sein, Gäste des gerade im Wasserturm entstehenden Luxushotels unter die Räder kommen zu lassen?

Solo

Ich bin nun seit 10 Jahren mehr oder weniger solo. Ich kann damit sehr gut leben, allein: meine Zeitgenossen fühlen sich immer wieder aufgefordert sich über meinen „Zustand“ Gedanken zu machen:

Es hagelt schlaue Tips der Art: „Du wirkst so stark, da haben die Männer Angst.“
Und das bedeutet dann wohl, daß ich mich verstellen soll– falls wissen-was-ich-will mit „Stärke“ gemeint ist- um einen Mann zu finden, der mich liebt für etwas, das ich nicht bin?
Mein Wunsch nach Nähe und Zweisamkeit geht jedenfalls nicht so weit.

Auch schon oft gehört, habe ich: „Na ja, mit dem Alter wird es auch nicht einfacher, man wird halt immer anspruchsvoller!“
Ah ja?
Die Altersfrage würde bedeuten, daß meine Großmutter mit Ende Sechzig keinen Freund mehr hätte haben dürfen. Und was den Anspruch angeht: wenn es anspruchsvoll ist, sein Leben mit jemandem verbringen zu wollen, den man akzeptieren kann und von dem man akzeptiert wird, der in der Lage ist, in ganzen Sätzen zu kommunizieren und nicht aussieht, als ob er die letzten 40 Jahre in einer Höhle gelebt hat, dann bin ich gerne anspruchsvoll.

Am allerschlimmsten allerdings sind die Kupplungsversuche…
Da wurde mir schon einmal ein guter Freund angekündigt, der „genau meinem Geschmack“ entspräche.
Ich kann nicht sagen, was „mein Geschmack“ ist, aber anscheinend, wissen es meine Freunde!
Und so stand dann da plötzlich ein großer, dürrer Mann vor mir. D.h. er stand nicht lange: im nächsten Moment sankt er vor mir auf die Knie und küßte meine Hand. Nichts gegen große, romantische Gesten, aber bitte doch nicht bevor man sich überhaupt kennengelernt hat.
Es folgte ein entsetzlich unentspannter Abend an dem ich sehr bemüht war, dem Dürren aus dem Weg zu gehen. Ich hätte der entsprechenden Freundin sofort die Freundschaft kündigen sollen!

Neulich schon wieder. Ich war mit einer Freundin verabredet und sie meinte bei der Gelegenheit würde sie mir gerne einen ganz entzückenden Kollegen vorstellen wollen. Gerne! Den halben Abend linste ich immer über die Schulter des untersetzten, glatzköpfigen Mittvierzigers mit Fistelstimme und zweifelhafter sexueller Orientierung, weil ich dachte, da käme noch jemand…

Ich glaube den Worten einer Freundin gerne, die nach 10 Jahren endlich jemanden gefunden hat und mir neulich versicherte: „Wenn es der Richtige ist, ist alles ganz leicht, nichts Unkompliziertes, Schwieriges! Alles fließt!“
Und genau das glaube ich auch und freue mich drauf!

Lektüre

Mit Wehmut denke ich an „meinen alten Buchladen“ zurück: der Laden von Herrn Zech am Eppendorfer Baum. Dort wurde mein Buchgeschmack in frühen Jahren geprägt. Der Laden (heute befindet sich dort ein Schuhgeschäft) war sehr klein, hatte ein en Schachbrettartigen Linoleum Fußboden, schwarze Holzregale und ein breites Sims im Fenster auf dem man sitzen und lesen konnte. Für Herrn Zech stand in einer Ecke ein großes, schwarz lackiertes Stehpult…
Natürlich konnte Herr Zech, ein ehemaliger Tänzer des Hamburger Balletts, nicht so viele Bücher vorrätig haben, wie die nahegelegene Buchhandlung Heymann, aber er konnte alles binnen 2 Tagen bestellen. Und da man damals auch bei „Heymann“ 2 Tage auf Buchbestellungen warten mußte, kaufte ich lieber bei Zech.

Es begann damit, daß ich- damals ungefähr 10 jährig- in dem Laden stöberte und mich seine Verkäuferin fragte, ob ich ein bestimmtes Buch kenne und fand, daß die Altersangabe auf der Buchrückseite auch richtig sei?
Schließlich fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte, in ein paar Bücher hineinzusehen und ihr zu sagen, ob ich die Altersangaben für richtig hielt.
Was für ein Angebot an eine Leseratte!
So saß ich also in dem Laden und las. Ich durfte nicht nur in die Bücher hineinlesen, ich mußte die Bücher nicht kaufen, sondern konnte sie, in dem Buchladen sitzend durchlesen. Und nach und nach wußte Herr Zech, was mir gefiel und gab mir Tips.
So gelangte ich mit 12 Jahren in den Besitz des „Herr der Ringe“. Denn das war ja die Fortsetzung vom „Kleinen Hobbit“.
Ich verdanke Herrn Zech auch „Die Brautprinzessin“, „Der König auf Camelot“ und dazu passend „Das Buch Merlin“
2 Jahre später las ich „Das Alexandria Quartett“ und mein Wunsch, mal nach Ägypten zu fahren, ist nach wie vor ungebrochen! Später erwarb ich bei ihm Bücher wie „Besessen“ von Antnia Byatt und meine ersten Umberto Eccos.
Aber auch leichte Lektüre à la Dorothy Cannells „Dünne Frau“ bekam ich bei ihm.

Leider mußte Herr Zech den Laden einige Jahre später aufgeben: die Miete war so horrende gestiegen, daß er sie nicht mehr erwirtschaften konnte. Während des Ausverkaufes, ließ er mich oft im Laden sitzen, gab mir seinen Schlüssel und bat mich, abzuschließen, wenn ich fertig sei.
Bisher habe ich keine Buchhandlung gefunden, in der ich so persönlich bedient wurde, wie dort – wenn auch Heymann in Kompetenz und Service sehr aufgeholt hat.